Empathie und Hochsensibilität
Empathie und Hochsensibilität ist ein Geschwisterpaar.
Hochsensible Menschen fühlen häufig die „einfachsten“ Dinge sehr viel intensiver. Hochsensible Personen (HSP) verfügen von Natur aus über ein hohes Maß an Empathie.
Hochsensibilität:
Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das bei etwa 15-20% der Bevölkerung vorkommt. Hochsensible Menschen nehmen Reize aus ihrer Umgebung intensiver wahr und verarbeiten diese tiefer. Sie sind oft besonders empfänglich für emotionale und sensorische Eindrücke, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen kann. Hochsensibilität kann dazu führen, dass diese Menschen stärker auf die Emotionen anderer reagieren, was ihre empathischen Fähigkeiten verstärken kann.
Verbindung zwischen Empathie und Hochsensibilität:
Hochsensible Menschen zeichnen sich häufig durch eine ausgeprägte Empathiefähigkeit aus. Sie haben oft ein tiefes Verständnis für die Emotionen ihrer Mitmenschen, was auf ihre sensible Natur zurückzuführen ist.
Ein Nachteil kann sein
Hochsensible Menschen haben unter anderem ein Talent dafür, sich in Gefühle rein zu steigern: Angst Zustände, Nervenüberreizung, ein einfacher Streit, eine harte Kritik, Ignoranz, Ungerechtigkeit, ein Video über Tierquälerei, News über den Krieg und die Klimakrise, ein Gedanke an Deine Vergangenheit, Angst, alles und jeden zu verlieren. Du hinterfragst alles und jeden und verzweifelst manchmal.
Mit Hilfe einer ausgeprägten Empathie können Gefühle und Erfahrungen gut bei anderen Menschen nachempfunden werden, aber es kann schwer sein, sich wieder davon zulösen.
Beispiel im Diskussionsforum, wie sich HSP fühlen, wenn sie sich unverstanden fühlen:
Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen, aktuell gehen mir persönliche Gedanken durch die Kopf. Durch das Persönlichkeitsmerkmal Hochsensibilität spüre ich bei Kollegen der Sozialen Arbeit intensiv, ob sie „echt“ sind bezüglich ihrer Empathie für meine Anliegen, oder ob sie Freundlichkeit nur vorspielen. Ich empfinde, dass einige Menschen überfreundlich sind, um letztendlich zu manipulieren. Bei Klienten in der Beratung ist das Verhalten hingegen okay für mich, da wir in Beziehung einen angemessenen Umgang miteinander suchen und finden können. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen mit Kollegen bzw. Vorgesetzten der Sozialen Arbeit oder ggf. privat? Eine Vielzahl von Antworten erfolgen auf ähnliche Anliegen. „Nichtauthentische Pseudo-Empathen“ mit vorgespielter Freundlichkeit kommen bei HSP nicht gut an. Das bedeutet meines Erachtens, dass „Authentizität“ für Hochsensible eine große Bedeutung hat.
Vorteile und Stärken der Hochsensibilität im Umgang mit Menschen
Wer empathisch ist und sich gut in andere Menschen hineinversetzen kann, hat es in der Arbeitswelt teilweise leichter als jemand, dem diese sozialen Skills fehlen.
Empathie tritt als Verhaltensmerkmal in jeder hilfreichen Beziehung (Helfende Beziehung) auf. Es handelt sich dabei um ein Einfühlen , ein Sichhineinversetzen in die Gefühls- und Gedankenwelt einer hilfesuchenden Person und um den Versuch, deren Erlebnis- und Verhaltensweisen zu verstehen. (Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V., Fachlexikon der Sozialen Arbeit, S. 276, 3. Auflage 1993, Eigenverlag)
Eine weitere Auslegung des Begriffs der Empathie:
Empathie ist die Fähigkeit, die Gefühle und Emotionen anderer Menschen nachzuvollziehen und mit ihnen zu fühlen. Sie wird oft als wesentliche soziale Fähigkeit betrachtet, die es Individuen ermöglicht, tiefere zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Es gibt verschiedene Arten von Empathie, darunter emotionale Empathie (Das Mitfühlen mit den Gefühlen anderer) und kognitive Empathie (Das Verstehen der Perspektiven anderer).
Fühlt sich die hilfesuchende Person verstanden, so führt dies zumeist zu einer wachsenden vertrauensvollen Beziehung. Dieses wiederum ermöglicht ein weiteres Öffnen, ein Erforschen, Suchen und spätere konstruktive Veränderung.
Die Entwicklung sozialer Skills ist für weniger Sensible, schwieriger als gedacht.
Empathischer zu werden, ist gar nicht so leicht, denn laut einer Studie wirken beim Phänomen „Empathie“ viele kleine Subsysteme im Gehirn mit.
Empathie sich einfach so anzueignen, ist jedoch schwerer als bisher angenommen. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig zusammen mit weiteren Wissenschaftlern, u.a. von der Oxford University, in einer Metastudie herausgefunden… … So arbeitet das Empathie-Netzwerk, das signifikante Situationen erkennt, indem es z.B. Emotionen wie Angst diagnostiziert, u.a. sehr eng mit Systemen im Gehirn zusammen, die für die Gesichts- und Spracherkennung zuständig sind. Wird hingegen das Perspektivwechsel-Netzwerk angeregt, aktiviert das Gehirn u.a. Systeme, die eigentlich für die Erinnerung vergangener Erlebnisse oder das Ausmalen zukünftiger Begebenheiten eingesetzt werden. Die Forscher fanden auch heraus, dass Menschen, die als besonders sozialkompetent gelten, häufig beide Hauptnetzwerke sowie verschiedene Subnetzwerke nutzen und es schaffen, die richtige Balance zwischen „Mitfühlen“ und „Mitdenken“ herzustellen.
Menschen, die das nicht von sich aus schaffen und die ihre sozialen Skills daher entwickeln möchten, haben – das legen die Studienergebnisse nahe – allerdings einen weiteren Weg vor sich als bisher gedacht… Autorin: Sarah Lambers Quelle: managerSeminare 274, Januar 2021 (Beitrag hier klicken)
Starke Empathie als Kompetenz für die Soziale Arbeit
Der Mensch kann dem Menschen nur wahre Hilfe bringen, wenn er mit ihm fühlt; wenn fremde Not, fremdes Leid für ihn zum eigenen wird. Verstand und Wissen können ihn lehren, die Not zu sehen, zu begreifen. Beseitigen kann er sie nur, wenn er sie auch empfindet, wenn sie ihm im Herzen brennt (Alice Salomon, 1917, S. 85).
Alice Salomon wurde vor rund 150 Jahren in Berlin geboren und stellte die Weichen zur Professionalisierung des Berufszweiges (heute) Soziale Arbeit. Salomon war eine Pionierin der Sozialen Arbeit, Vertreterin der Frauenbewegung, Aktivistin für mehr Menschlichkeit und Menschenwürde, die innerhalb der Sozialen Arbeit von Bedeutung ist. Ihre Leitgedanken: Gleichberechtigung, Emanzipation der Frau, Chancengleichheit, Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe
Der Spielfilm „Systemsprenger“ verweist auf die Bedeutung der Empathie in der Sozialen Arbeit hin. (Beitrag hier klicken)
„Kinder benötigen soziale Beziehungen/soziale Kontakte zu anderen Menschen sowie soziale Orte. Diese müssen für die kindliche Entwicklung nicht perfekt, aber ausreichend gut sein. Sie müssen dem Kind gleichermaßen Schutz geben und Autonomieentwicklung ermöglichen. Und natürlich basale Grundbedürfnisse befriedigen. Kinder benötigen Zeit für ihre Entwicklung und Zeit, um zu lernen. Gerade, wenn sie traumatische Erfahrungen gemacht haben, benötigen sie sichere Orte, die für sie zur Verfügung stehen, bedingungslose Zuwendung von anderen Menschen und schrittweise Heilung. Kinder müssen die Chance erhalten, ihre eigene Lebens- und Familiengeschichte zu verstehen und sich selbst zu verstehen.“ Artikel Wie Hilfen besser gelingen können! Gedanken zum Spielfilm „Systemsprenger“ (Beitrag hier klicken)
Kinder und auch erwachsene Klienten, die viel Negatives erlebt und erlitten haben, brauchen zudem die Beteilung am sogenannten Hilfeprozess.
Die Wahrnehmungsbegabung der hochsensiblen Menschen
Hochsensible werten, die durch die Sinne gelieferten Informationen sehr viel tiefer aus. Unsere Sinne bezüglich Weiterleitung an das Gehirn, funktioniern anders als bei Normalsensiblen. Wir riechen, sehen, hören, schmecken, empfinden. Der sensorische Input von der Welt und unserem Inneren, wird weniger gefiltert, so dass mehr Informationen unser Gehirn erreichen. Es besteht eine Wahrnehmungsbegabung und eine hohe Verarbeitungsempfindlichkeit.
Hochsensible Menschen sind bei entsprechendenden guten Arbeitsbedingungen besonders geeeignet für das Berufsfeld Soziale Arbeit.
Zusammenfassung
Der Blogartikel „Empathie und Hochsensibilität“ beschreibt die enge Verbindung zwischen Hochsensibilität und Empathie, besonders in sozialen Berufen. Hochsensible Menschen (HSP) nehmen Reize und Emotionen intensiver wahr, was ihre Empathiefähigkeit stärkt, aber auch zu Überforderung führen kann. Der Artikel betont, dass Empathie in Berufen wie zum Beispiel Sozialarbeit, Erziehung, Pflege, Begleitung, Beratung, ein Vorteil ist, da HSP Konflikte schlichten und subtile Signale erkennen. (Netzwerk Soziale Arbeit und Hochsensibilität)
Anregungen und Beiträge
Selbstfürsorge, Achtsamkeit und das Setzen von Grenzen werden als essenziell für ein gesundes Gleichgewicht hervorgehoben. Die folgenden Artikel richten sich einfühlsam an HSP, betont ihre Stärken und verweist auf weitere Ressourcen.
- Artikel: Die leisen Helden – Hochsensible Sozialarbeiter im Einsatz (Beitrag hier klicken)
- Artikel: Kriege, Katastrophen, Klimakrise die seelische-psychische Gesundheit nicht vernachlässigen Empathie von Hochsensiblen (Beitrag hier klicken)
- Artikel: Hochsensibilität im Arbeitsleben Stärken von Hochsensiblen (Beitrag hier klicken)
- Artikel: Hochsensibilität (Teil 3) 8 Tipps für Hochsensible (Beitrag hier klicken)
- Artikel: Soziale Arbeit mit Zukunft Die professionelle Haltung (Beitrag hier klicken)
- Artikel: Ein wertschätzender und empathischer Text für Beschäftigte bei der Wohlfahrtspflege (Beitrag hier klicken)
- Artikel: Wie können angestellte Beschäftigte der Sozialen Arbeit langfristig gesund bleiben (Beitrag hier klicken)
- Artikel. Wie Achtsamkeit uns stark macht (Beitrag hier klicken)
- Artikel: Liebe als Grundlage der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg (Beitrag hier klicken)
- Artikel: Verantwortung zurückgeben Mehr Selbstvertrauen bekommen (Beitrag hier klicken)