„Ist es Zufall oder „normal„, dass so viele Menschen aus dem Berufen der Sozialen Arbeit irgendwann psychische Erkrankungen entwickeln?
Viele Krankenschwestern, Krankenpfleger, Arzthelfer/in, Altenpfleger/innen, Ärzte, Erzieher/innen, Sozialpädagogen, Sozialarbeiter/innen und Heilerziehungspfleger/innen etc. werden im Laufe ihres Berufslebens irgendwann selbst Patient/in oder Klient/in von Krankenhäusern im Bereich Psychosomatik, Reha-Kliniken, Psychotherapien oder Burnout-Kliniken.
Klar- jeder weiß, dass diese Sozialarbeitenden regelrecht ausgesogen werden und dafür im Verhältnis zu wenig verdienen. Aber es gibt ja auch andere Jobs, bei denen die Arbeitnehmer leiden. In der Gastronomie ist man auch Mutti für alle, muss sich beleidigen lassen, Kranken helfen, viel und schwer schleppen, lange Schichten, Arbeit an Wochenenden und Feiertagen. Hinzu kommt, dass das Gehalt meist noch schlechter ist und man in der Gastronomie weniger Urlaubstage hat und keine zusätzlichen Sozialleistungen, die im Sozialwesen eher Standard sind.
Aber Gastronomen und Hoteliers sind nicht so stark vertreten in den og Hilfseinrichtungen.
Sind das von Natur aus eher „harte Hunde“ und Menschen, die einer sozialen Tätigkeit nachgehen eher die „Sensiblen Seelchen“?… „
Was denkt ihr zu dem Thema?
Und was müssten Arbeitgeber anders machen um das Personal gesund zu erhalten? Repost von Instagram Account 2_seiten_des_regenbogens
Bei Social Media:
Kommentar 1:
Menschen in sozialen Berufen nehmen stärker an den Geschichten der anvertrauten Menschen teil, mit denen sie zu tun haben als z.B. Beschäftigte in der Gastronomie. Was helfen kann? Mehr Geld, mehr Freizeit und regelmäßige Supervision.
Kommentar 2:
Die Anteilnahme gegenüber den Klienten der Sozialarbeitenden ist sicherlich anders, als in der Gastronomie. Die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden, um den vielen Erkrankungen der Sozialarbeitenden vorzubeugen. Die jüngere Generation macht glücklicherweise nicht mehr alles mit und sucht sich eine andere Stelle, wenn sie nicht vernünftig behandelt wird. Sie arbeiten dann da, wo die Arbeitgeber sich auf zeitgemäße Arbeitsbedingungen eingestellt haben. Einige Arbeitgeber ermöglichen eine Partizipation und Augenhöhe mit Ihren Mitarbeitern
Kommentar 3:
Ich arbeite aktuell nur noch in Teilzeit im Bereich Soziale Arbeit, da ich krank geworden bin und unter den gegebenen Arbeitsbedingungen nicht mehr möglich ist. Bei meinem Team ist es total absurd, wenn ein Kollege oder eine Kollegin mitteilen würde, dass sie psychische Probleme hätte. Wir in der Rolle als Helfende wollen Klienten ;-) unterstützen und in Krisen helfen, sind aber selbst häufig nicht bereit, sich die Eigenanteile anzusehen. Ich glaube, dass es sehr wohl „echte Teams“ gibt, wo vermeintliche Schwächen zugelassen werden können. Wechseln kann ich nicht auf absehbare Zeit, weil ich nicht in eine andere „befristete“ Stelle wechseln kann. Befristete Stellen sind leider in diesem Bereich die Regel. Ich habe ca. 15 Jahre ausschließlich Projektarbeit mit Befristung geleistet und diese „Behandlung“ hat zu meiner Erkrankung beigetragen. Die Gesellschaft sieht diese Berufe nur in Krisenzeiten als systemrelevant und ansonsten ist die Anerkennung relativ gering. Ich glaube, dass die Mitarbeitenden das Gefühl für Selbstwirksamkeit bei ihrer Sozialen Arbeit benötigen. Die sogenannte Partizipation und Möglichkeit seine Arbeit mitzubestimmen, hält gesund. Wenn Fehler und ein Ausprobieren möglich ist und sich ein Team erst nach einem gewissen Zeitraum bilden kann, dann können Kollegen und Kolleginnen sich gegenseitig unterstützen. Es muss möglich sein, Rücksicht aufeinander zu nehmen bei privaten Krisen (Krankheiten, Tod, Verlust von Angehörigen … ). Dann muss es möglich sein, zwischendurch kürzer zu treten. Das Netzwerken bei Social Media und das Bloggen kann ein wichtiger Ausgleich sein. Es ist eine Möglichkeit, innovative Ideen zu veröffentlichen und kreativ zu sein, was im Rahmen der angestellten Beschäftigung nicht erlaubt ist. Bei der Wohlfahrt wird in der Regel über sogenannte Stellen der Presse- Öffentlichkeits- oder Social Media Ansprechpartner über Soziale Arbeit berichtet. Dabei sind Sozialarbeitende eigentlich Multiplikatoren…
Was ist eine psychische Erkrankung?
„Ein psychisch Kranker ist ein Mensch, der bei der Lösung einer altersgemäßen Lebensaufgabe in eine Krise und Sackgasse geraten ist, weil seine Verletzbarkeit und damit sein Schutzbedürfnis und sein Bedürfnis Nicht erklärbares zu erklären, für ihn zu groß geworden sind.“ (M. Bleuler 1987 in Dörner 2002 S.17)
Was bedeutet es, hochsensibel zu sein?
Überraschend stark Hochsensible Führungskräfte“ Zweischneidige Disposition Hochsensibilität im Job Darstellung im Weiterbildungsmazagin der managerseminare Heft 238 Januar 2018, Grafik von Jutta Böttcher und Christian Schneider.
- Daumen runter:
Hochsensible … überfordern regelmäßig sich selbst und ihre Mitarbeiter, … nehmen sich zu viel zu Herzen, neigen bei empfundener Sinnlosigkeit zu einer hohen Unzufriedenheit mit sich und dem Unternehmen …
- Damen hoch:
Hochsensible Personen … besitzenhohe analytische Fähigkeiten, wodurch sie gut Fehler in Systemen und Prozessen erkennen, … können eine hohe Kreativität und Innovationskraft entfalten, … sind geschätzte Teammitglieder und Ansprechpartner für unterschiedliche Belange …
https://www.managerseminare.de/ms_Artikel/Hochsensible-Fuehrungskraefte-Ueberraschend-stark,261010
Hochsensibilität Soziale Arbeit und psychische Erkrankungen
Beitrag von Elke Overhage
Auch wenn die Hochsensibilität an sich keine Krankheit ist, kann sie aber bei einer Dauerstressbelastung durchaus eine Erkrankung hervorrufen. Gegenüber dem hohen Tempo und dem Konkurrenzdruck der modernen Lebens- und Arbeitswelt haben hochsensible Menschen häufig Mühe, die vielfältigen Stimuli zu verarbeiten. Denn: Hochsensible Menschen haben ein hocheregbares autonomes Nervensystem und durchlässigere Reizfilter. Das Nervensystem des hochsensiblen Menschen kann die zuviel aufgenommenen Informationen nicht verarbeiten. Die Folgen? Sie können sehr vielfältig sein und von psychischen Erkrankungen, wie Angststörungen, Panikattacken oder Depressionen, bis hin zu physischen Stresssymptomen reichen (Kopf- oder Rückenschmerzen, Verspannungen, insbesondere im Bereich von Nacken, Schultern und Rücken, Herzrasen, Diabeteserkrankungen, Magen-Darm-Beschwerden, schlechte Wundheilung, geschwächtes Immunsystem usw. Auch die Sinnesorgane reagieren auf Stress …)
Wenn selbst immer mehr „normale“ Sozialarbeitende mit den Anforderungen der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit nicht mehr mithalten können, wie soll das dann bei Hochsensibilität funktionieren? Die Fähigkeiten „Belastbarkeit“ oder „Multitasking“ werden besonders positiv bewertet. Sensibilität wird gegenüber den anvertrauten Klienten als Stärke angesehen, wenn Kollegen oder Kolleginnen unter einem schlechten Betriebsklima besonders leiden, sich viel zurück ziehen, um zu regenerieren, wird dies schnell als Schwäche angesehen. Für hochsensible Menschen ist oftmals kein Raum.
Ökonomisierung der Sozialen Arbeit
Prekäre Arbeitsverhältnisse gehören längst zum Alltag der Sozialen Arbeit
Soziale Arbeit ist heute oft nicht mehr als ein „Tropfen auf den heißen Stein“
Menschen werden entwürdigt, ausgegrenzt und entwertet – und die Soziale Arbeit muss dabei mitmachen?
Soziale Arbeit macht dennoch Sinn
„Ob Sozialarbeit – eine lohnende Zukunftsprofession ist“? Das ist für mich manchmal eine Frage, die ich mir stelle. Eine gute Antwort, die länger ist.
Poetry Slam Miriam Weweler Stud. KatHO Münster
(https://www.youtube.com/watch?v=JAH160SWq9E&feature=youtu.be)
Im Berufsfeld der Sozialen Arbeit gesund bleiben:
Selbstachtung entsteht durch Selbstsorge. Selbstwirksamkeit in Bezug zu seiner Arbeit zu erfahren, ist für alle Sozialarbeitenden bedeutsam. Diese Prinzip ist sowohl für finanziell schwache Menschen (unsere Klienten) und auch für die Soziale Arbeit immens wichtig. Wir kämpfen gegen Armut und Ausgrenzung und stehen an der Seite von Hilfebedürftigen. Die SelbstReflexion und Selbstregulation (Selbstführung) ist die Grundlage für gute Arbeit
Das Schlüsselwort dazu heißt „Selbstachtung“
Die Selbstachtung beschreibt unser Gefühl für unsere eigene menschliche Würde. Es ist eine Mischung aus „Selbstwertgefühl“, „Selbstbewusstsein“ und wie das Wort bereits in sich trägt die Achtung vor sich selbst
Wie kann mich Selbstachtung vor Respektlosigkeit schützen?
Das Prinzip dazu ist ganz einfach – Wenn wir eine gesunde Einstellung zu uns selbst haben und somit ein gesundes Selbstbewusstsein, dann wirkt das wie ein Schutzschild vor respektlosem Benehmen von außen. Denn mit einem gesunden Selbstwertgefühl setzen wir für uns klare Grenzen, die ein anderer Mensch nicht überschreiten darf. Wo diese Grenze liegt, das bestimmen wir selbst
Für die Fragen der Gesunderhalten, drängt sich der Begriff Resilienz auf. Aber was genau bedeutet er? Die Anerkennung unserer Vulnerabilität ist die Voraussetzung für die Resilienz der Gesellschaft!
Perspektiven zur Selbstfürsorge von Fachkräften
Buch Burnoutprävention im Berufsfeld Soziale Arbeit
Burnout von Fachkräften ist in Zeiten steigender Fallzahlen, paradoxer Arbeitsaufträge und verschärfter gesellschaftlicher Ausgrenzungsprozesse wieder zu einem wichtigen Thema in der Sozialen Arbeit geworden. Poulsen befragte 30 Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern zu ihren Stärken und Fähigkeiten, im Berufsalltag den täglichen Herausforderungen zu begegnen und dabei fit und gesund zu bleiben. Der Band von Irmhild Poulsen stellt keine grundlegende Einführung ins Burnout dar (hierzu verweist die Autorin auf die Fülle der vorliegenden Literatur), sondern beschäftigt sich vor allem mit Burnout-Prävention auf der Mikro- und Meso-Ebene Sozialer Arbeit. Burnoutgefährdung durch die gesellschaftliche Makroebene (Arbeitsgesellschaft und Arbeitslosigkeit, Kapitalzentriertheit und zunehmende Verelendung) taucht im Fragebogen nicht auf.
In der Aufarbeitung gefährdender Momente für die Sozialarbeitenden zitiert die Arbeit Irmhild Poulsens (2011) Schutzfaktoren zur Burnout-Prävention in der Sozialen Arbeit. Als Grundlage dient das Konzept der Resilienz (vgl. Poulsen 2009).
Sie wird in der vorliegenden Arbeit als ein Gegengewicht zu prekären und schädlichen Verhältnissen verstanden.
Die von Poulsen genannten Schutzfaktoren
- Wahrnehmung von Unterstützung im Team. Sich Hilfe und Unterstützung holen, wenn es zu viel wird
- Gelingendes Abschalten und genug Zeit haben, um „nichts“ zu tun. Ein neues Gefühl für Zeit entwickeln, den bisherigen Umgang mit Zeit überdenken, entschleunigen lernen, wo es möglich ist und Sinn macht, Achtsamkeit üben
- Stärken und Fähigkeiten bei sich selbst kennen und schätzen lernen. „Ich kann die Kirche im Dorf lassen“
- Hobbys, in die ich tief eintauche und die Welt um mich vergessen
- Unterstützende Chefs, die mir den Rücken frei halten
- Mehr Wertschätzung zeigen, Energietankstellen beim der Arbeit einrichten
- Vorgesetzte, die ihr Amt ausfüllen, so dass engagierte Mitarbeiter nicht ins Leere laufen
- Engagement ist für andere gut, Selbstfürsorge ist besser!
In dem eigenen Burnout-Institut von Poulsen steht das Ziel:
-
B – Belastungen mindern
groß und deutlich vor den weiteren Zielen:
-
U – Unruhe abstreifen
-
R – Ruhe und Entspannung finden
-
N – Nervosität abbauen
-
O – Oasen schaffen
-
U – Umdenken lernen
-
T – Turbulenzen bewältigen
https://burnout-institut.de/publikationen/
Verbesserung der Arbeitsbedingungen
- Hochsensible besitzen häufig andere Bedürfnisse gegenüber den Arbeitsbedingungen, um sich wohl zu fühlen und gesund zu bleiben. Also keine Großraumbüros!
- Sowohl Hochsensible, als auch Nicht-Hochsensible benötigen den Aufbau einer Toleranzkultur für Fehler,
- Eine Vernetzung, die abteilungsübergreifendes arbeiten ermöglicht,
- Rückzugsmöglichkeiten müssen geschaffen werden,
- Die Förderung von individuellen Talenten von Mitarbeitenden ist wichtig,
- Die Schaffung von Experimentierräumen mit modernen Lernräumen zum Beispiel mit Webinaren
- Die Ermöglichung von Barcamps auf Augenhöhe mit einer Mischung von Fachkräften unterschiedlicher Ausrichtung, Ehrenamtlichen, Führungskräften und engagierten (privaten) Interessierten mit (Lebens-) Erfahrungen von Sichtweisen von sogenannten Feldern der Sozialen Arbeit.
- Personal sollte eingestellt werden, wenn nötig. Dadurch gibt es mehr Zeit für die pädagogische Tätigkeit.
- Weniger Bürokratie beziehungsweise Verwaltungsfachangestellte können eingesetzt werden für bestimmte Aufgaben.
- Ausreichend Supervision und Fortbildungen, die Enttabuisierung der Belastungen, mehr Lob, Anerkennung, Wertschätzung…
Das Wissen um Extrovertierte und Introvertierte bei Workshops und Teamsitzungen incl. der Teilhabe an den jeweiligen Prozessen, Strategien und Inhalten… Die gesellschaftlich-institutionell bedingten Belastungsstrukturen können jedoch nur von der Sozialpolitik verändert werden…
Eintritt in das „geschlossene Netzwerk“ bei Facebook
Es können berufliche und private Fragen innerhalb der Gruppe vorgebracht werden. In der Regel wird ein Mitglied der Gruppe auf die eingebrachte Fragen Bezug nehmen. Ich bin die Gründerin der Gruppe. Der Link :
https://high-sensitive-socialwork.de/facebook-gruppe-netzwerk-soziale-arbeit-und-hochsensibilitaet/
Merke
Die Anerkennung unserer Vulnerabilität ist die Voraussetzung für die Resilienz der Gesellschaft! Wenn wir wissen, wie verletzlich wir (und die Gesellschaft) sind, dann haben wir auch ein Gefühl für uns. Meines Erachtens ist es in dieser Hinsicht eine Stärke, sich mit dem Thema Hochsensibilität auseinander zu setzen.