Was ist eine Grenze?
Im Bild oben ist das Meer und der Himmel zu sehen. Es zeigt sich eine Grenzlinie: Das Meer grenzt sich vom Himmel ab. Gleichzeitig ist klar, dass dies keine wirkliche „Grenze“ ist. Die Abgrenzung zwischen Wasser (Meer) und Luft (Himmel) ist eine Illusion. Zwischen Wasser und Luft findet ein ständiger chemischer Austausch statt.
Eine Definition des Wortes „Grenze“: (Lehnwort aus dem Altpolnischen,[1] vgl. altslawisch, (alt-)polnisch granica „Grenze“, Abkürzungen: Gr. und Grz.) ist der Rand eines Raumes und damit ein Trennwert, eine Trennlinie oder eine Trennfläche. (ausWikipedia)
Allen Rechten sind „Grenzen“ gesetzt: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“ Die Allgemeine Handlungsfreiheit aus Art. 2 Abs. 1 GG (Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland)
Eine „Grenze“ beschreibt den Raum oder den Abstand zwischen Dir und einer anderen Person. Mit Hilfe einer Grenzsetzung Deiner eigenen individuellen Grenzen kannst Du frei entscheiden, wie nahe Du eine andere Person körperlich oder emotional an dich rankommen lässt.
Grundüberzeugungen:
Hochsensibilität und Grenzen setzen! Unsere Grundüberzeugungen entwickeln wir schon in der Kindheit. In der Welt eines Kleinkindes ist alles möglich, aber sobald das Kind älter wird, passiert etwas, das diese Wahrnehmung verändert. Jedes Kind ist ein Genie, bis es jemand eines Tages vom Gegenteil überzeugt.
Besonders im Kindes- und Jugendalter wird der Mensch mit viel mehr negativen als positiven Aussagen konfrontiert. Lässt man ein siebenjähriges Kind bestimmte Wörter Assoziationen zuordnen, wird das Wort „Eltern“ meistens mit Aussagen wie „Nein“ oder „Mach das nicht!“ assoziiert,. Das macht in der Regel allen fürsorglichen Eltern sehr bedenklich vorkommen, aber die Untersuchung der Gründe für dieses Ergebnis ist vielleicht dennoch interessant. Das Kind wird mit den Worten „Nicht rennen“ oder „Nein“, wenn es auf dem Gehweg in Richtung Straße rennt, davon abgehalten, sich wehzutun.
Soziale Gruppen wie Familie, Freunde, Ehe, Vereine usw. sind durch Grenzen gekennzeichnet. Soziale Normen in den Gruppen engen ein und wirken auf die Bewegungsfreiheit, das Verhalten, das Denken oder die Sprache der Mitglieder – zumindest, wenn die Grenzen Verhaltensregeln vorgeben, wie „Das tut man nicht“. Definieren und kennzeichnen die Grenzen die Gemeinschaft, wie „unsere Familie“, engen sie nicht ein. Schaue Dir die Gruppen an, denen Du angehörst: Welche Art Grenzen einzuhalten ist dort üblich und inwiefern möchtest Du diesen folgen?
„Grenzen“ können aber auch dem (eigenen) Schutz dienen: vor Überforderung, Übervorteilung, Enttäuschungen, Schmerzen. Sie zeigen Dir, wo der andere endet und Du selbst beginnst. Ebenso zeigen Grenzen, bis wohin Du für Dich und/oder für Andere verantwortlich bist. Diese Verantwortung kannst Du für Andere inne haben oder für Dich im Sinne der Selbstverantwortung. Eigene Grenzen helfen Dir, eigene Fähigkeiten wahrzunehmen und Grenzüberschreitungen anderer zu erkennen. Du bist ein Individuum. Ebenso bist Du als Ganzes begrenzt und gehst nicht fließend in andere über. Demnach sind Grenzen die Grundlage für Autonomie und Selbstbestimmung.
Hochsensible und Grenzen
Obwohl viele aufgrund des Zusammenwirkens ihrer Sensibilität und einer schlechten Behandlung in der Kindheit mit Krankheiten zu kämpfen haben, sorgen viele Hochsensible wenig gut für sich selbst. Das Kümmern um Andere, ist häufig um so mehr ausgeprägt. Für hochsensible Menschen kann Abgrenzung – aufgrund der schwächer ausgebildeten Wahrnehmungsfilter und der daraus resultierenden Informations- und Reizüberflutung – ein grosses Problem sein: gute Wahrnehmungsfilter wirken wie eine „Grenze“, die nicht alles einlässt. Und diese Grenzen sind bei Hochsensiblen einfach nicht klar und stabil. Hochsensible nehmen natürlicherweise eher das Verbindende wahr als das Trennende. Sie spüren z.B. Dinge in anderen Menschen, welche jene noch gar nicht ausdrücken und leben oft in einer dauernden Vermischung zwischen innen und aussen. Dazu können verstärkende Lebensumstände kommen wie z.B. Unverständnis von aussen oder Übergriffe, welche erst recht dazu führen, dass die „Grenzen“ sich vermischen und wir uns dem Leben ausgeliefert fühlen.
Trotz der Erkenntnis der „Grenzenlosigkeit“ der Welt, müssen Hochsensible im Alltag, welcher konkrete Grenzen von uns verlangt, funktionieren.
Grundlegende Werte identifizieren
Damit wir unsere Grenzen an den richtigen Stellen setzen können, müssen wir unsere grundlegenden Werte kennen. Folgende Fragen sind fortwährend bzw. beständig sowohl im Berufsleben, als auch privat wichtig:
- Was möchte „ICH“?
- Was ist „mir“ wichtig?
- Was sind meine Bedürfnisse im Arbeitsleben?
- Wo möchte ich eine Grenze setzen?
- Wo möchte ich NEIN sagen?
- Ist „jetzt“ meinem Ruhebedürfnis wichtig?
- Wann ist die Bitte einer Person wichtiger, als meine Bedürfnisse?
- Wann habe „ich“ Verantwortung für „Andere“?
- Wann ist Selbstverantwortung mir wichtiger?
Auf diese Weise kannst Du Deine Werte erkennen. Nur wenn wir im „Inneren“ wirklich wissen, warum wir eine Grenze ziehen, und warum wir sie genau an dieser Stelle ziehen, dann können wir diese Grenze auch einhalten und verteidigen, auch wenn wir uns unter Druck gesetzt fühlen.
Ein paar Anregungen für Hochsensible:
- Grenzen geben Raum und ermöglichen, in sich zu ruhen.
- Grenzen ermöglichen, die eigene Intuition wahrzunehmen.
- An den Grenzen Anderer kannst Du Dich orientieren.
- Grenzen sind etwas Natürliches und geben Sicherheit.
- Wenn wir die Grenzen der Anderen akzeptieren, übernehmen wir Verantwortung für uns.
- Wir zeigen Anerkennung und Wertschätzung gegenüber dem anderen Menschen, wenn wir seine Grenzen respektieren.
- Ohne Grenzen lösen wir uns auf und sind irgendwann „nicht mehr wahrnehmbar“, sowohl für uns und für die Anderen.
- Offenen Herzens durch die Welt zu gehen „und“ Grenzen zu setzen, ist zeitgleich möglich.
- Grenzen können auch liebevoll gesetzt werden.
- Förderliche Erziehung der Kinder bedeutet immer auch Grenzen zu setzen.
- Hochsensible Menschen haben häufig Schwierigkeiten, zu erkennen, wo ihre Grenzen liegen.
- Es geht beim „Grenzen setzen“ nicht darum, dass jemand Dich mag, da dies eh nur die individuelle, persönliche Wahrnehmung aufgrund der eigenen Erfahrungen, Themen und Erlebnisse widerspiegelt.
- Es geht bei „Grenzen setzen“ darum, dass man Dich gut behandelt.
- Indem Du bewusst Grenzen setzt, muss die andere Person zuerst ihre Vertrauenswürdigkeit beweisen, bevor sie weiter in dein Leben vorgelassen wird.
Was ist Euch zum Thema Hochsensiblität und Grenzen noch wichtig? Schreibt bitte gerne in die Kommentarfunktion…
ich empfinde diese Beschreibung herablassend. HSP haben eine nicht so übliche Wahrnehmung, das bedarf keiner „normalen“ Interpretation, höchstens es verständlich zu machen.
Betroffene erfassen dies Anderssein meist spät, sortieren sich dann und erfahren es positiv. Das ist auch Nicht-HSP manchmal vergönnt.
Die Dinge sind wie sie sind ..
Ein toller, sehr hilfreicher Beitrag :) Vielen Dank fürs Teilen. Hat mir einiges als HSP bewusst gemacht, auch dass ich mich trauen darf, mein Grenzen zu setzen und für mich einzustehen. Als Kind lernt man das oftmals als HSP nicht direkt, umso besser, dass ich jetzt die Möglichkeit habe es mit 25 Jahren noch zu erlernen.
Alles Liebe und weiter so.
Julia